Daheim und im Geiste mobil
Gedanken während der Corona-Krise
Wir haben darin nun schon einige Übung! Wir bleiben Daheim und verlangsamen die Ausbreitung des Corona-Virus - aber in Gedanken machen wir uns schon wieder auf den Weg: Wir telefonieren, wir treffen uns in Chats und wir begegnen uns in Skype, was viele neu entdeckt und erlernt haben.
Denn wir spüren, dass uns die unmittelbaren Begegnungen fehlen, dass wir sozial und kulturell durstig werden: Neben vielen witzigen, ermunternden Sprüchen und Videos, aber auch trostspendenden Wünschen und Telefonaten schicken wir uns gegenseitig „Balkonkonzertaufnahmen“ und Musikstücke, die von Musikern und Künstlern produziert werden, die gar nicht zusammen im Tonstudio sitzen. So die Musikkapelle aus Kenzingen und Siegelau, eine Musikkapelle aus Katalonien und ein Coro virtuale / ein virtueller Chor aus Italien. Digital schaffen wir es, ein gemeinsames Netz zu knüpfen - sogar über geschlossene Landesgrenzen hinweg!
Das gelingt uns durch die neuen Medien in beeindruckender Weise – und vor allem dadurch, dass wir obschon Zuhause bleibend geistig rege und auf diese Weise mobil bleiben wollen.
Das ist eben ein besonderes Merkmal unseres Wesens, wie es uns in der Bibel vielfach begegnet: Wie Noah mit seiner Arche, Abraham ins Gelobte Land, Mose in die Wüste und Jesus nach Jerusalem aufbrechen, so brechen auch wir in der Krise auf, um ins Reich Gottes zu gelangen, indem wir eine menschenwürdige und lebenswerte Kultur gestalten. Unser Glaube an den Sinn dessen ist die Dynamik, die uns geistig und körperlich Beine macht:
Verbindendes in der Trennung zu schaffen, Musik und Texte gegen die Einsamkeit zu schreiben, uns gegenseitig nach dem Wohlbefinden zu erkundigen und gegebenenfalls zu helfen, das sind Beispiele, wie „bewegt“ wir sind.
Auch wenn dann nicht immer und alles so einfach in Schwung kommt und gelingt - die Richtung stimmt. Und so lassen wir uns vom Virus nicht davon abhalten, an einer gemeinsamen Geschichte in unserer Welt dranzubleiben. Denn unsere von Daheim gestaltete Kultur schenkt uns ein derart von Menschen und Leben erfülltes Zuhause, dass wir sie gerne in unsere vier Wände holen möchten, auch wenn sie unsere Wohnzimmerwände sprengt!
Bernward Lindinger im April 2020